Jeder Tag ist Muttertag
256 Seiten, mit Lesebändchen, Originalverlag: Chatto & Windus, London 1985 , Originaltitel: Every Day Is Mother's Day
Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence i Werner Löcher-Lawrence, geboren 1956, ist als literarischer Agent und Übersetzer tätig. Zu den von ihm übersetzten Autoren zählen u. a. John Boyne, Ethan Canin, Patricia Duncker, Hisham Matar, Louis Sachar, Nathan Englander und Nathan Hill.
gebunden
* Preis inkl. MwSt. in Deutschland
* Preis inkl. MwSt. in Deutschland
* Preis inkl. MwSt. in Deutschland
»Ein rasanter Cocktail aus Grauen und wilder Schadenfreude« THE NEW YORK TIMES
Längst haben es die Nachbarn aufgegeben, mit Evelyn und Muriel Axon Kontakt zu pflegen. Das ist Evelyn, die früher gelegentlich als Medium arbeitete und sich von Geistern verfolgt fühlt, nur recht. Zusammen mit ihrer Tochter verbarrikadiert sie sich in ihrem Haus, das mehr und mehr verfällt. Mit den Sozialarbeitern, die ihre geistig behinderte Tochter fördern wollen, wird sie schnell fertig. Aber wie soll sie mit Muriels Schwangerschaft und dem Kind, wenn es denn mal da ist, umgehen?
Isabel Field ist als neue Sozialarbeiterin davon überzeugt, den Widerstand der Axon-Damen zu brechen. Sie ist ähnlich verbissen und starrköpfig wie Evelyn. Und hat ebenso viele Probleme: einen sexuell sehr aktiven Vater, der seine Eroberungen in den Waschsalons der Kleinstadt macht, und einen schwärmerischen, aber angstgetriebenen Liebhaber, Colin Sidney, der Abendklassen besucht, um seiner dominanten Frau zu entkommen.
Wäre da noch Muriel. Sie scheint ganz offensichtlich ein eigenes Leben zu haben, von dem weder ihre Mutter noch die Sozialarbeiter etwas ahnen. Und man fragt sich, ob Muriel wirklich so behindert ist, wie alle glauben.
Stimmen zum Buch
»In Mantels Frühwerk trifft Sozialdrama auf Gothic Novel. Unheimlich. Unheimlich genau.«
Die 100 besten Bücher des Jahres, LITERARISCHE WELT
»Ungelogen, auf jeder der 256 Seiten hält man inne und bewundert, wie Mantel die Tragikomik des ganz normal beschissenen Familienalltags seziert.«
Anne Haeming, SPIEGEL ONLINE
»Mantels Komik ist eher bitterböse. Sie verfügt über ein hochfeines Sensorium für Rasierklingenschärfe in banalsten Bemerkungen.«
Richard Kämmerlings, LITERARISCHE WELT
»Dem Verstummten und Verdämmernden verhilft Hilary Mantel zur Sprache. Der Effekt ist unheimlich.«
Patrick Bahners, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
»Auf jeden Fall ein Gewinn.«
Denis Scheck, DEUTSCHLANDFUNK
»Die beiden erst jetzt übersetzten Frühwerke der gefeierten Britin verbinden wie selbstverständlich Sozialrealismus, Psychodrama, Horror und bösen Humor.«
Richard Kämmerlings, DIE WELT
»Das Frühwerk der ehemaligen Juristin Hilary Mantel ist herrlich bitterböse und eine Ode auf das Anderssein.«
Anne Haeming, BRIGITTE WIR
»[Ein] große[s] Buch, das weiß, wann es seine hochgespannt tränenlose Trauer durch rücksichtsloses Lachen entspannen muss.«
Burkhard Müller, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
»Mit grimmiger Wärme schildert Mantel ein Milieu, das in seiner Erstarrung keine Wünsche duldet und keine Sehnsucht nach Aufbruch. Das kommt einem auch fast 30 Jahre, nachdem es geschrieben wurde, ziemlich zeitgemäß vor.«
Claudia Voigt, LITERATUR SPIEGEL
»Mantels Debüt […] erzählt mit subtilem Humor von seelischer Grausamkeit und der Unfähigkeit, sich aus der Tristesse eines verkorksten Lebens zu befreien.«
Judith Liere, STERN
»scharfe pointierte Dialoge […] meisterhafte Szenen [. ] sehr schwarze Komödie, die sehr genau Gesellschaft beschreibt«
Rainer Moritz, DEUTSCHLANDFUNK
»Diese Mischung aus Spookyness und sozialem Realismus, das ist schon ziemlich großartig.«
Ina Hartwig, 3SAT BUCHZEIT
»Eine bitterböse schwarze Komödie.«
»Superstar der Literatur«
Thomas Schindler, ARD MOMA
»Hilary Mantel entwirft mit ›Jeder Tag ist Muttertag‹ das spannungsgeladene Psychodrama einer symbiotischen Mutter-Tochter-Beziehung.«
Ronald Pohl, DER STANDARD
»Hilary Mantel ist heute eine der wichtigsten Stimmen in der englischsprachigen Literatur, nach und nach erscheinen ihre Bücher nun auch auf Deutsch. Ihr erster Roman zeigt eine Qualität, die sich durch viele Werke von Hilary Mantel zieht: ein leiser, in aller Ruhe ausgespielter, durchdringend böser Humor.«
Frank Meyer, DEUTSCHLANDRADIO KULTUR
»Richtig gut, weil auch richtig schräg. […] Bitterböse aber beißend komische Geschichte. Man sieht mit stillem Vergnügen, wie alles nur noch schlimmer wird.«
Christine Westermann, WDR 2 BÜCHER
»Hilary Mantel ist eine scharfsinnige Beobachterin des ganz gewöhnlichen zwischenmenschlichen Elends […] Ein kleines Meisterstückchen.«
Ruth Fühner, HR2 KULTUR
»Was Hilary Mantel […] kann, ist wirklich, diesen genauen, scharfen Blick einzusetzen.«
Rainer Moritz, NDR KULTUR GEMISCHTES DOPPEL
Hans-Dieter Fronz, MANNHEIMER MORGEN
»Mantels Debüt steckt voller Überraschungen. Es ist vollkommen trostlos und: durch und durch brillant.«
Silke Hellwig, WESER KURIER
»Am Ende ist es so wie im echten Leben: Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Das Lachen bleibt einem oft im Halse stecken.«
Simone Hoepke, KURIER
»Gruselig, böse, gnadenlos. […] Bei Hilary Mantel gibt es keine Küchenpsychologie, keine krampfhaften Erklärungen, die Kälte in der Analyse der menschlichen Beziehungen, das Böse der Charaktere, sie werden bis zum beinahe unerträglichen Ende durchgehalten.«
Britta Bode, BERLINER MORGENPOST
»Hilary Mantel hat einen tiefschwarzen Humor, gespeist aus einem schrägen, manchmal bösen Blick auf die so genannte Alltags-Normalität und einem wachen Sinn für das Unheimliche und Abgründige, das dahinter rumort.«
Sigrid Löffler, RADIO BREMEN
»Bitterböse ist das Bild, das Hilary Mantel von dem Beziehungsgeflecht Familie zeichnet. Das zu lesen macht durchaus Spaß, zumal die Autorin eine fabelhafte Stilistin ist, die mit Sprache umzugehen weiß wie ein Koch mit seinen Messern.«
Petra Pluwatsch, BÜCHER MAGAZIN (KSTA)
»Hilary Mantels Debütroman erscheint nun erstmals auf Deutsch und beweist, dass die für ihre Tudor-Romane ›Wölfe‹ und ›Falken‹ preisgekrönte und in den Adelsstand erhobene britische Autorin schon 1986 eine überaus scharfsinnige Beobachterin des Zwischenmenschlichen war. Diesem Anfang wohnt in der Tat ein Zauber inne.«
»Hilary Mantel erzählt […] mit großer Lust, mit viel Boshaftigkeit. Beim Lesen muss man immer wieder laut lachen und das Lachen bleibt einem im Halse stecken.«
Sandra Kegel, 3SAT KULTURZEIT
»Wut ist die Dauergefühlslage der Charaktere in jeder Tag ist Muttertag. Wut über das verpasste Leben. […] Jeder Tag ist Muttertag ist eine kurze, rasante und psychologisch ausgefeilte Geschichte über die frustrierte Sehnsucht nach Leben. Herrlich fies, erstaunlich spannend und voll teuflischen Humors.«
Brigitte Neumann, BAYERN2 DIWAN
»Hilary Mantels Protagonisten sind in ihrem Umfeld stets Opfer und Täter zugleich. Sie erhalten Fassaden aufrecht und schauen weg, wenn diese Fassaden zu bröckeln beginnen. Sie stellen Ansprüche, wollen aber selbst möglichst wenig geben.«
Michael Schmitt, NZZ
»Ihre ersten beiden Romane offenbaren ihren tiefschwarzen Humor.«
Sigrid Löffler, FALTER
Hilary Mantel
Hilary Mantel, geboren 1952 in Glossop, England, war nach dem Jura-Studium in London als Sozialarbeiterin tätig. Für den Roman ›Wölfe‹ (DuMont 2010) wurde sie 2009 mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Mit ›Falken‹, dem zweiten Band der Tudor-Trilogie, gewann Hilary Mantel 2012 den Booker erneut. Bei DuMont erschienen zuletzt die Romane ›Jeder Tag ist Muttertag‹ und ›Im Vollbesitz des eigenen Wahns‹ (beide 2016).
Sozialdrama: Hilary Mantels „Jeder Tag ist Muttertag“
Behinderten-Drama Ja, bin ich denn etwa das Sozialamt?
Quelle: Getty Images
D ieses Buch ist eines der deprimierendsten, die ich seit Langem gelesen habe. Viele seiner Figuren sind bemitleidenswert, die meisten bösartig, alle tief unglücklich. In Zeiten fast alltäglicher Terrorakte neigen wir dazu, zu vergessen, was auch scheinbar friedlich nebeneinanderlebende Menschen einander antun können. Leise und unspektakulär, aber trotzdem zerstörerisch und tödlich wie schwache, aber regelmäßige Dosen Gift. Die Hölle, die – nach Sartres „Geschlossener Gesellschaft“ – die anderen sind, kann auch wie ein kleinbürgerliches Wohnviertel aussehen.
Kinder als Überwachungsapparat
Colin Sidney, ein Geschichtslehrer in mittleren Jahren, erlebt seine täglichen Qualen daheim; seine Ehe mit Sylvia ist ein Gefängnis, wobei Einzelhaft den Vorteil hätte, ab und zu Ruhe zu gewähren: „‚Du warst ziemlich lange auf der Toilette‘, sagte Sylvia. ‚Gestehe mir die paar Minuten für mich zu‘, sagte Colin, ‚und beschränke dein Interesse auf die Darmtätigkeit der Kinder.‘“
Die eheliche Konversation kennt wenig erbaulichere Gegenstände. Die drei kleinen Kinder empfindet Colin als einen perfiden Überwachungsapparat, der ihn davon abhält, in Ruhe mit seiner jungen Geliebten Isabel zu telefonieren, die er – mit Ansage – in einem Creative-Writing-Kurs kennengelernt hat und die ihm nun doch den Schlaf raubt.
Affären ohne Mobiltelefon
„Jeder Tag ist Muttertag“ ist Hilary Mantels Debütroman, er erschien im Original 1985, also vor mehr als dreißig Jahren, und spielt in den frühen Siebzigern, in einer Zeit also, als das Organisieren von Affären ohne Mobiltelefone oder Dating-Apps noch etwas komplizierter und riskanter als heute war. Mantel, inzwischen für ihre historischen Tudor-Romane gleich doppelt Booker-Preis-gekrönt, verarbeitete in ihrem Erstling eigene, offenbar ziemlich traumatische Erfahrungen aus ihrer Zeit als Sozialarbeiterin in einer geriatrischen Klinik.
Isabel, Colins Geliebte, arbeitet nämlich für das Sozialamt und ist unter anderem für die Betreuung der geistig behinderten Muriel zuständig, die als erwachsene Frau bei ihrer Mutter Evelyn lebt. Der vor Nachbarn und Ämtern sorgfältig verborgene Alltag von Mutter und Tochter ist der zweite, titelgebende Handlungsstrang des Buches.
Evelyn ist selbst in hohem Maße psychisch gestört. Seit dem Tod ihres Mannes glaubt sie sich von Totengeistern und Kobolden verfolgt und drangsaliert. Ihre hilflose Tochter hält sie in totaler Abhängigkeit, verhängt sadistische Strafen für vermeintliche Vergehen und beschränkt ihren Außenkontakt auf ein Minimum. Das Sozialamt nimmt sich des Falls zwar an, erkennt aber nicht seine tatsächliche Dramatik, die eskaliert, als Muriel schwanger wird.
Das Versagen der Sozialbehörden
Mantel schildert das Versagen der Behörden (auch das Desinteresse und die Ignoranz der Nachbarn) mit sarkastischem Blick. Mal geht die Betreuerin in Mutterschutz, dann wird intern versetzt, ein Umzug steht an, schließlich verschwindet die Akte. Isabel, am Anfang durchaus motiviert, scheitert ebenfalls an ihrer Überforderung und der List und Tücke der überall Feinde witternden Mutter.
Auch ihr gelingt es nicht, persönlichen Kontakt zu Muriel aufzunehmen, die vor ihrer Mutter durchaus in eine Welt mit eigenen Gesetzen flüchten kann. Großartig und bedrückend, wie Mantel hier abwechselnd aus der inneren Perspektive von Mutter und Tochter erzählt. Als Vorbilder mögen Iris Murdoch („Das Meer, das Meer“ oder „Der schwarze Prinz“) oder die Wahnsysteme in Elias Canettis „Blendung“ gedient haben.
Verschiedene Wahrnehmungen
Wie fundamental unterschiedlich die Wahrnehmung ein und derselben Situation ist, wird auf mehreren Ebenen durchgespielt, etwa auch in der Ehebruchsgeschichte von Colin und Isabel. Während der ältere Mann tatsächlich dem Mythos vom Neuanfang aufsitzt (und zugleich unfähig dazu ist), hat die emanzipierte Geliebte bereits die Klischeehaftigkeit ihrer Rolle erkannt: „Ich habe die Ratgeberseiten gelesen, ich sollte Bescheid wissen. Komm, Colin, gehen wir. Ich kann hier nicht sitzen und all die Sätze sagen, die mir die Gesellschaft ins Skript geschrieben hat. Sie haben Schlingenfallen und Fangeisen verboten, aber hiergegen gibt es keine Gesetze.“
Kennengelernt haben die beiden sich in einem Schreibkurs für Erwachsene, dessen Leiterin erklärt, jeder Mensch trage ein Buch in sich: „Wir mögen ja denken, dass wir zu gewöhnliche Leben leben, doch glauben Sie mir, genau diese Gewöhnlichkeit ist der Stoff der größten Bücher aller Zeiten. Denken Sie nur an Jane Eyre.“
Die Erwähnung des Romans von Charlotte Brontë ist ein Wink. Die von ihrem Ehemann auf dem Dachboden gefangen gehaltene, geisteskranke Bertha Mason gab der berühmten Studie „The Madwoman in the Attic“ von Sandra Gilbert und Susan Gubar den Titel, einer bahnbrechenden Studie feministischer Literaturwissenschaft. „The Madwoman“ erschien 1979, Mantels Roman ist auch eine durchaus anklägerisch-sozialkritisch gemeinte Aktualisierung des Themas. „The Madwoman“ ist hier allerdings nicht nur Muriel.
Erinnerung an das New British Cinema
„Jeder Tag ist Muttertag“ folgt dem Muster des Melodramas und ist in der unerbittlichen Verkettung von fatalen Zufällen etwas zu erwartbar (auch das erinnert an die stark konstruierten, aber hochkomischen Handlungsverknotungen von Iris Murdoch). Mit seinem Setting, seinen Themen und der Stimmung passt der Roman perfekt in die Zeit des New British Cinema der Achtzigerjahre, der Sozialdramen von Ken Loach oder Mike Leigh, wenngleich ohne deren Leichtigkeit und charmantem Witz.
Ken Loach gewinnt Goldene Palme in Cannes
Bitte versuchen Sie es später noch einmal.
Der britische Regisseur Ken Loach hat für sein Sozialdrama „I, Daniel Blake“ die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes gewonnen. Auch der deutsche Beitrag „Toni Erdmann“ konnte einen Preis holen.
Quelle: Die Welt
Mantels Komik ist eher bitterböse. Sie verfügt über ein hochfeines Sensorium für Rasierklingenschärfe in banalsten Bemerkungen.
Das kulminiert in der satirischen Schilderung einer Dinnerparty unter Lehrerkollegen, die sich für Großintellektuelle halten, ein einziges Fest der Eitelkeiten. Das klingt dann so: „‚Ernsthaft, manchmal frage ich mich, ob Shakespeare überhaupt ein Gespür für das sexuell Lächerliche hatte.‘ Toye stand mittlerweile vor dem Kamin und toastete seine mageren Hinterbacken vor den elektrischen Holzscheiten. ‚Aber erzähl weiter‘, befahl er Frostrick, ‚von der so faszinierenden Straßenverkehrsordnung.‘“ Ähnlich schrecklich läuft aber auch der Weihnachtsmorgen im Familienkreis aus dem Ruder.
Das ist kein Buch, dass man lesen sollte, um die eigene Laune zu heben. Es ist kein harmloser Zeitvertreib, sondern zwingt zur Erkenntnis. Und dennoch wird der Leser belohnt. Es trifft einen schlicht wie ein Blitzschlag, wenn eine winzige Erinnerung der so verrückten Evelyn am Ende noch den Abgrund eines Kindesmissbrauchs aufreißt und all das Leid und der Wahn und die unendliche Einsamkeit als Resultat einer langen Kette von Verletzungen erkennbar werden. Da ist die Sozialarbeit mit ihrem Latein am Ende, die Literatur hingegen erst am Anfang.
Literatur Franzen-Roman
- Von Richard Kämmerlings
- 05.09.2015
Literatur Sandro Veronesi
- Von Richard Kämmerlings
- 08.05.2016
Literatur Juli Zeh
- Von Richard Kämmerlings
- 03.05.2016
Literatur „Das Reich Gottes“
- Von Richard Kämmerlings
- 06.03.2016
Literatur Schecks Kanon (26)
- Von Denis Scheck
- 25.09.2017
Literatur „Neu York“
- Von Francis Spufford
- 14.08.2017
Literatur Charlottesville
- Von Wieland Freund
- 20.08.2017
Literatur Schecks Kanon (32)
- Von Denis Scheck
- 09.11.2017
- Chevron Up
Ein Angebot von WELT und N24. © WeltN24 GmbH
Hilary Mantel: "Jeder Tag ist Muttertag" Schauergeschichte mit bösem Humor
Hilary Mantel hat sich vor allem mit Romanen aus der Zeit der Tudors einen Namen gemacht. Nun erscheint "Jeder Tag ist Muttertag" auf Deutsch, ihr mehr als 30 Jahre altes Debüt. Aber auch dieser Roman zeigt eine Qualität, die Mantels Werke auszeichnet: ein leiser und böser Humor.
Schon mit dem kurzen, ersten Absatz in Hilary Mantels Roman "Jeder Tag ist Muttertag" bekommt man zwei Ungeheuerlichkeiten serviert: Eine Mutter schaut ohne jedes Mitgefühl auf ihre Tochter, und die lacht sich kaputt, als ein alter Mann auf der Straße stürzt und sich die Hüfte bricht.
Mit diesem Roman-Debüt hat sich Hilary Mantel vor über 30 Jahren in der Literatur vorgestellt. Der große Ruhm der britischen Autorin kam erst 20 Jahre später, mit gleich zwei Booker-Preisen für ihre Romane aus der Zeit der Tudors und vielen anderen Ehrungen für die inzwischen in den Adelsstand erhobene Autorin.
Eine Mutter schaut ohne Mitgefühl auf ihre Tochter
Hilary Mantel ist heute eine der wichtigsten Stimmen in der englischsprachigen Literatur, nach und nach erscheinen ihre Bücher nun auch auf Deutsch. Ihr erster Roman zeigt eine Qualität, die sich durch viele Werke von Hilary Mantel zieht: ein leiser, in aller Ruhe ausgespielter, durchdringend böser Humor. Hier platziert sie den vor allem bei Evelyn Axon und ihrer Tochter Muriel, die beide ein ganz eigenes Verhältnis zu Welt pflegen.
Die verwitwete Evelyn hat sich früher als Medium betätigt und Kontakt zu den Geistern Verstorbener hergestellt. Ihr scheint nun aber die Kontrolle über die jenseitige Welt entglitten zu sein, sie ist überzeugt, dass ihr Haus von Höllenwesen bewohnt ist, die sich immer stärker in ihr Leben drängen.
Ihre Tochter Muriel ist Anfang 30, sie gilt als geistig zurückgeblieben und ist sehr geschickt darin, diesen Eindruck aufrechtzuerhalten. Als Leser bekommt man allerdings immer mehr Hinweise darauf, dass die Höllenwesen in Evelyns Haus von Muriel gesteuert werden, um die Mutter auf perfide Art zu quälen und unter Kontrolle zu halten.
"Vacant Possession" hoffentlich auch bald auf Deutsch
Isabel Field wiederum hat eine Affäre mit einem verheirateten Lehrer, einem so feigen wie lebensängstlichen wie selbstmitleidigen Mann, der ähnlich in sich eingesperrt scheint wie Evelyn und Muriel in ihrem Geisterhaus. Von diesem Haus breitet sich eine Atmosphäre panischen Grusels in das englische Vorortleben des Romans aus, in die Weihnachtsfeste und Stoffserviettendebatten und Diner Partys der umliegenden Häuser. Man fürchtet immer stärker, und zu Recht, dass es hier auch Tote geben wird.
Nur ein Jahr nach "Jeder Tag ist Muttertag", 1986, hat Hilary Mantel eine Fortsetzung des Romans mit dem gleichen Personal veröffentlicht, unter dem Titel "Vacant Possession". Hoffentlich gibt es bald auch von diesem Roman eine deutsche Fassung, so dass man diese sehr überzeugende britische Erneuerung des Schauerromans weiterverfolgen kann.
Hilary Mantel: Jeder Tag ist Muttertag
aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence,
DuMont-Verlag, Köln 2016, 256 Seiten, 22,99 Euro
(Deutschlandfunk, Büchermarkt, 07.07.2015)
(Deutschlandradio Kultur, Buchkritik, 21.02.2015)
(Deutschlandradio Kultur, Lesart, 18.11.2014)
Eltern-Kind-Bindung
Kinderhörspiel
Schwangerschaft
Bingewatch, das Serienquartett (3)
Feature
Zeitfragen
Im Gespräch
Politisches Feuilleton
Kleist-Preisträger Ralf Rothmann
Das Gehen in der Literatur
Martina Gedeck
Zur Interkulturalität des Schwindelns
Kolumne: 1968 und die Neuen Rechten
Frankfurter Buchmesse 2017
Neue App: Dlf Audiothek
Wundermittel oder Krebsgefahr? Der Kampf um Glyphosat & Co.
Ist Glyphosat ein ungefährliches Wundermittel zur Bekämpfung von Unkraut? Oder schädigt es die DNA und zerstört die Vielfalt unserer Natur? Wir diskutieren mit dem Biochemiker Helmut Burtscher-Schaden und dem Dokumentarfilmer Alexander Schiebel über die leidenschaftlich geführte Debatte. Mehr
Pia Tafdrup: "Tarkowskis Pferde" Der langsame Abschied des demenzkranken Vaters
Pia Tafdrups Vater ist dement: Sein Gedächtnis verschwimmt, die Welt entgleitet ihm langsam, aber sicher. In ihrem Gedichtband "Tarkowskis Pferde" nimmt die dänische Dichterin Abschied. Ein bewegendes Trauerbuch.Mehr
Kleist-Preisträger Ralf Rothmann "Ich bin eher ein mönchisches Naturell"
Der Schriftsteller Ralf Rothmann scheut das Rampenlicht und verkriecht sich lieber, um in Ruhe zu schreiben. Dabei sind Romane wie "Milch und Kohle" oder "Junges Licht" entstanden. Nun wird der Nachtschreiber mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. Mehr
Buchkritik
Anuk Arudpragasam: "Die Geschichte einer kurzen Ehe" Der Mensch als Material
Ein Flüchtlingslager, auf das Bomben fliegen, wo der Arzt ohne Narkose amputiert und Frauen vergewaltigt werden. In Anuk Arudpragasams Debütroman "Die Geschichte einer kurzen Ehe" kommen sich zwei Menschen in einer Welt näher, die jegliche Menschlichkeit verloren hat. Mehr
Jeder Tag ist Muttertag
by Hilary Mantel
Isabel Field ist die neueste Sozialarbeiterin, die den Widerstand der Axon-Damen brechen will. Sie ist ähnlich verbissen und starrköpfig wie Evelyn. Und hat ebenso viele Probleme: einen sexuell sehr aktiven Vater, der seine Eroberungen in den Waschsalons der Kleinstadt macht, und einen schwärmerischen, aber angstgetriebenen Liebhaber, Colin Sydney, der Abendklassen besucht, um seiner dominanten Frau zu entkommen.
Wäre da noch Muriel. Sie scheint ganz offensichtlich ein eigenes Leben zu haben, von dem weder ihre Mutter noch die Sozialarbeiter etwas ahnen. Und man fragt sich, ob Muriel wirklich so behindert ist, wie alle glauben. Less
Get a copy
Friends’ Reviews
To see what your friends thought of this book, please sign up .
Jeder Tag ist Muttertag
Übersetzung von Werner Löcher-Lawrence
Jeder Tag ist Muttertag
Übersetzung von Werner Löcher-Lawrence
- Gebundenes Buch
Längst haben es die Nachbarn aufgegeben, mit Evelyn und Muriel Axon Kontakt zu pflegen. Das ist Evelyn, die früher gelegentlich als Medium arbeitete und sich von Geistern verfolgt fühlt, nur recht. Zusammen mit ihrer Tochter verbarrikadiert sie sich in ihrem Haus, das mehr und mehr verfällt. Mit den Sozialarbeitern, die ihre geistig behinderte Tochter fördern wollen, wird sie schnell fertig. Aber wie soll sie mit Muriels Schwangerschaft und dem Kind, wenn es denn mal da ist, umgehen?
Isabel Field ist als neue Sozialarbeiterin davon überzeugt, den Widerstand der Axon-Damen zu brechen. Sie …mehr
Neben den Axons wohnt Florence Sidney, deren Bruder ein genervter Ehemann und dreifacher Vater ist. Seine Frau kann er eigentlich schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr ertragen und seine Kinder hören weder auf ihn, noch sind sie eine sonderliche Freude für den ausgelaugten Lehrer. Daher flüchtet er sich in diverse Kurse an der Abendschule, wo er die junge und attraktive Isabel kennenlernt. Sehr rasch entwickelt sich zwischen den beiden eine Affäre, die natürlich irgendwann in eine Entscheidung mündet, die das Leben der beiden verändern wird. Aber erst einmal muss ich Isabel um einen neuen Fall kümmern, der auf ihrem Tisch gelandet ist. Evelyn und Muriel Axon müssen dringend einmal von ihr besucht werden.
„Als Mrs Axon von Zustand ihrer Tochter erfuhr, war sie eher überrascht, als dass Muriel ihr leidgetan hätte (….) Es war immer schwer zu sagen, was Muriel gefallen würde. Als der alte Mann im Winter auf der Straße gestürzt war und sich die Hüfte gebrochen hatte, da … mehr
„Als Mrs Axon von Zustand ihrer Tochter erfuhr, war sie eher überrascht, als dass Muriel ihr leidgetan hätte (….) Es war immer schwer zu sagen, was Muriel gefallen würde. Als der alte Mann im Winter auf der Straße gestürzt war und sich die Hüfte gebrochen hatte, da hatte sie sich vor Lachen kaum zu halten gewusst.“
Muriel, 30 Jahre alt, gilt in der Siedlung und bei den Ämtern als geistig minderbemittelt, doch immer mehr wird dem Leser angedeutet, dass sie sehr genau weiß, was sie tut und ihrerseits die Mutter quält und mit fantasierten Geistern kontrolliert.
Jeder Tag ist Muttertag von Hilary Mantel: So bitchy sind nur Verwandte
"Jeder Tag ist Muttertag" So bitchy sind nur Verwandte
Am Sonntag ist Muttertag - aber dieses Geschenk wäre gewagt: In ihrem endlich auf Deutsch erschienen Romanerstling beschreibt Hilary Mantel die Schrecken des Familienalltags und zwar eiskalt.
Englische Kleinstadt in den Siebzigern
(Jahrgang 1978) ist freie Journalistin in Berlin.
Und am Ende, an einem dieser öden, klammen Wintermorgen, wird das Baby wie Moses in einen Pappkarton gepackt und in einen schmierigen Kanal, naja, geschubst. Mutter und Tochter stehen daneben im Morast und "sahen zu, wie sich der Karton voll Wasser saugte und kippte."
Da liest man ein Buch über zwei Familien, bei den Sidneys bröselt die Ehe, bei den Axons kümmert sich die Witwe um ihre als autistisch skizzierte Tochter Muriel, die obendrein schwanger ist. Und als dann jene Säuglings-Versenk-Szene kommt, ganz sachlich, wie nebenher, scheint einem als Leser nichts daran erstaunlich. Ja, mei.
Die Freudlosigkeit zieht in diesem Roman wie Nebel in jede Ritze. Wer mit Hilary Mantels herrlich elendem Roman "Jeder Tag ist Muttertag" fertig ist, wird bei dieser Mutti-Phrase fortan nur noch grinsen und denken: Hallo, Sarkasmus! Hier wird nicht gescheitert, hier gibt man gleich auf, mit einem matten "Mir egal". Hat je eine Geschichte den Hashtag #regrettingmotherhood verdient, dann diese. Und das Jahrzehnte vor der Debatte von und über Mütter, die sich mit breitem Kreuz hinstellen und erklären, dass das mit dem Kinderkriegen vielleicht nicht die beste Idee ihres Lebens war.
Autorin Hilary Mantel
Denn "Jeder Tag ist Muttertag" liegt zwar erst jetzt erstmals, endlich!, auf Deutsch vor - erschien aber bereits 1985. Die Story spielt Mitte der Siebzigerjahre in einer bedrückenden englischen Kleinstadt, als es für Ehefrauen Usus war, keinen eigenen Penny im Portemonnaie zu haben. Ja, Mantels Debüt war kein historischer Roman. Reine Strategie: Denn, so erzählte die 63-Jährige einmal in einem Interview, ihren Erstling, einen Trumm über die Französische Revolution, wollte kein Verlag. Also musste zunächst was aus dem Hier und Jetzt her.
So entstand aus Mantels Erlebnissen als Sozialarbeiterin der Mikrokosmos von zwei einander sacht touchierenden Familien: Die Sozialarbeiterinnen, die beim dysfunktionalen Mutter-Tochter-Duo Axon vorbeischauen, bilden den Rhythmus der Story. Eine davon fängt eine Affäre mit Colin Sidney an, Geschichtslehrer, Vater von drei, vier Blagen, Gatte einer Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Das Setting ist klaustrophobisch, mit einer Atmosphäre wie aus Schauerromanen: Die einen verbarrikadieren sich im Haus, die anderen im Familienkonstrukt; hier bricht die Tochter aus, dort der Mann.
Humor, der langsam die Beine hochkriecht
Dass Mantel diesen zeitgenössischen Blick hat, kann man nicht genug betonen. Die menschliche Kaputtheit des 20. Jahrhunderts in, sagen wir: Norfolk, taucht in vielen ihrer Bücher auf. Und genau vor diesem Tableau wird klar, wieso sie mit dem Genre "Historienschinken" so anders umgeht als üblich: Sie erzählt psychologische und soziale Dramen. Das Zeitalter ist da wurscht.
Wie grandios das etwa ins Mittelalter passt, merkt man am Erfolg ihrer (noch) unvollendeten Trilogie über Heinrich VIII., Thomas Cromwell und Anne Boleyn, für deren ersten beide Teile "Wölfe" und "Falken" sie 2009 und 2012 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde. Um Mantels Prestige kurz einzuordnen: Den gleich zwei Mal zu erhalten ist extrem rar (das schafften nur zwei, J. M. Coetzee und Peter Carey), fast wie der Literaturnobelpreis.
Und dann hat die BBC ihre Heinrich VIII.-Story noch zur Mini-Serie gemacht, und zwar mit Ansage: in den Hauptrollen "Homeland"-Hauptdarsteller Damian Lewis als König und der diesjährige Oscar-Gewinner Mark Rylance als Thomas Cromwell. Das wundert kaum: Nicht nur, weil sie mit einem derartig filmischen Blick erzählt, alles ist eben obendrein perfekt auf heutige Rangeleien übertragbar.
Und noch eins: Mantel ist witzig. Keine Haha-Schenkelklopfer, eher Humor, der fies langsam die Beine hochkriecht wie trockene Kälte. Jener morbide Roald-Dahl-Ton, der auch ihren ebenfalls auf Deutsch vorliegenden Kurzgeschichtenband "Die Ermordung Margaret Thatchers" prägt ("Thatcher schleuderte ihre Handtasche herum wie einen Außenbordmotor ihrer Vagina", so Mantel im "SPIEGEL"-Interview), und ihr stocknüchterner Blick auf Familien und Ehen sind bereits in ihrem Debüt nicht zu überlesen.
Am Ende ist der Widerstand weg
Ungelogen, auf jeder der 256 Seiten hält man inne und bewundert, wie Mantel die Tragikomik des ganz normal beschissenen Familienalltags seziert. Die Erbsen auf dem Boden, den Zoff über die Tannenbaumnadeln, Zeug, das verschwindet. Es ist unklar, was überwiegt beim Ertapptfühlen: die Tragik, die Komik - oder dieses leicht unheimliche Manweißnichtwas.
Präzise wie einen Hinterhalt baut Mantel diese Momente auf. So sinniert Mrs. Axon nach dem Besuch einer frisch verwitweten Nachbarin: "Es gab doch mal, überlegte Evelyn, die Sitte der Witwenverbrennung. Ihrem Verhalten nach zu urteilen schienen viele deren Abschaffung für eine ungesunde Entwicklung zu halten." Rumms!
Oder sie lässt bei einem Dialog zwischen den Sidney-Schwägerinnen jene latente Bitchiness durchschimmern, die jeder in der eigenen Verwandtschaft kennt: "'Ist schon gut', sagte Sylvia. 'Bleib nur sitzen, wenn du mir erlaubst, meinen Tisch auf meine Art abzuräumen.' - 'Ich habe doch gar nichts gesagt', protestierte Florence. - 'Nein, aber deine Blicke.'"
Hinter den Blicken, reine Vermutung: Diesen Interpretationsspielraum reizt Hilary Mantel in ihrem Schreiben komplett aus. (Spoiler: Etwa wie geistig klar Muriel Axon ist, wird in der Fortsetzung deutlich: "Im Vollbesitz des eigenen Wahns" erscheint am 17. August auf Deutsch) Und weil so viel im Ungefähren bleibt, rutschen auch Rebellion und Sich-Fügen still ineinander. "Warum ist es so verflucht dunkel?", brüllt Colin Sidney einmal, "Warum ist das Leben so ekelhaft unbequem?". Am Ende ist der Widerstand weg. Es riecht alles nach Schimmel. Nach Elend.
Jeder Tag ist Muttertag
Übersetzt von Werner Löcher-Lawrence.
Dumont 2016, 256 Seiten, 22,99 Euro.
Buchrezensionen
Alle Rechte vorbehalten
Serviceangebote von SPIEGEL-ONLINE-Partnern
FINANZEN
SPIEGEL GRUPPE
DER SPIEGEL
Dein SPIEGEL
SPIEGEL WISSEN
SPIEGEL BIOGRAFIE
SPIEGEL GESCHICHTE
LITERATUR SPIEGEL
Edition Geschichte
SPIEGEL SPEZIAL
Edition Wissen
UNI SPIEGEL
Bitte deaktivieren Sie Ihren Adblocker!
So schalten Sie Ihren Adblocker auf SPIEGEL ONLINE aus.
- Klicken Sie auf das Adblocker-Zeichen in Ihrem Browser oder öffnen Sie in den Einstellungen den Bereich für Erweiterungen / Addons.
- Wählen Sie die Option „Deaktivieren auf: spiegel.de“ (oder ähnlich), um eine Ausnahme hinzuzufügen. Vielen Dank!
- Seite neu laden
Sie haben gar keinen Adblocker oder bereits eine Ausnahme hinzugefügt?
Welche Bedeutung Werbung für SPIEGEL ONLINE hat, was wir für Ihre Sicherheit im Netz tun, wie unsere Redaktion arbeitet – Fragen und Antworten finden Sie hier.
Lesemaniac
Wer liest, hat mehr vom Leben
Hilary Mantel - Jeder Tag ist Muttertag
Titel: Jeder Tag ist Muttertag
Originaltitel: Every Day Is Mother's Day
Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence
Reihe: Muriel Axon #1
Genre: Roman, Zeitgenössisches
ISBN: 978-3-8321-8903-7 (eBook, 256 Seiten)
ASIN: B0195P6X4W (Kindle Edition)
Längst haben es die Nachbarn aufgegeben, mit Evelyn und Muriel Axon Kontakt zu pflegen. Das ist Evelyn, die früher gelegentlich als Medium arbeitete und sich von Geistern verfolgt fühlt, nur recht. Zusammen mit ihrer Tochter verbarrikadiert sie sich in ihrem Haus, das mehr und mehr verfällt. Mit den Sozialarbeitern, die ihre geistig behinderte Tochter fördern wollen, wird sie schnell fertig. Aber wie soll sie mit Muriels Schwangerschaft und dem Kind, wenn es denn mal da ist, umgehen?
Isabel Field ist die neueste Sozialarbeiterin, die den Widerstand der Axon-Damen brechen will. Sie ist ähnlich verbissen und starrköpfig wie Evelyn. Und hat ebenso viele Probleme: einen sexuell sehr aktiven Vater, der seine Eroberungen in den Waschsalons der Kleinstadt macht, und einen schwärmerischen, aber angstgetriebenen Liebhaber, Colin Sydney, der Abendklassen besucht, um seiner dominanten Frau zu entkommen.
Wäre da noch Muriel. Sie scheint ganz offensichtlich ein eigenes Leben zu haben, von dem weder ihre Mutter noch die Sozialarbeiter etwas ahnen. Und man fragt sich, ob Muriel wirklich so behindert ist, wie alle glauben. *Quelle*
Hilary Mantel wurde 1952 in Glossop, England, geboren. Nach dem Jura-Studium in London war sie als Sozialarbeiterin tätig. Sie lebte in Botswana und in Saudi-Arabien. Für den Roman Wölfe (Dumont 2010) wurde sie 2009 mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Mit Falken, dem zweiten Band der Tudor-Trilogie, gewann Hilary Mantel 2012 den Booker erneut. Bei Dumont erschienen zuletzt der Roman Brüder (2012), der Erzählungsband Die Ermordung Margaret Thatchers (2014) und ihre Autobiographie Von Geist und Geistern (2015).
Evelyn Axon, ein ehemaliges Medium, und ihre 33-jährige Tochter Muriel leben völlig isoliert und ohne jegliche soziale Kontakte in ihrem langsam zerfallenden Haus. Muriel wird vom Sozialamt betreut, denn sie ist nach deren Aussage und der Ansicht ihrer Mutter geistig zurückgeblieben. Doch die Betreuung gestaltet sich als schwierig, da Mutter Evelyn die Betreuer so gut wie nie ins Haus lässt.
Ein Roman, der von seiner bitterbösen Boshaftigkeit und seinem sehr schwarzen Humor lebt. Hilary Mantels Debüt seziert das Leben seiner Protagonisten bis ins Detail und konnte mich sehr gut unterhalten. Lesetipp!
Teile diesen Beitrag
2 Kommentare
Dann sind wir uns ja einig :).
Ich freue mich auch schon sehr auf die Fortsetzung.
Oh ja, unbedingt! Die Fortsetzung ist schon fest für September eingeplant :)
Viele Grüße an dich,
Blog per eMail abonnieren
Blog-Nostalgie
- ► 2017 (40)
- ► November (4)
- ► Oktober (8)
- ► September (8)
- ► August (1)
- ► Juli (1)
- ► Juni (3)
- ► Mai (2)
- ► April (2)
- ► März (2)
- ► Februar (2)
- ► Januar (7)
- ▼ 2016 (87)
- ► Dezember (4)
- ► November (5)
- ► Oktober (7)
- ► September (6)
- ▼ August (7)
- Ellen Marie Wiseman - Die dunklen Mauern von Willa.
- Hilary Mantel - Jeder Tag ist Muttertag
- Sonja Kaiblinger - Tulpen und Traumprinzen
- Chevy Stevens - Those Girls. Was dich nicht tötet
- Jonas Winner - Die Zelle
- Güner Yasemin Balci - Das Mädchen und der Gotteskr.
- Anja Jonuleit - Rabenfrauen
- ► Juli (9)
- ► Juni (12)
- ► Mai (6)
- ► April (7)
- ► März (7)
- ► Februar (10)
- ► Januar (7)
- ► 2015 (33)
- ► Dezember (8)
- ► November (5)
- ► Oktober (6)
- ► März (5)
- ► Februar (5)
- ► Januar (4)
- ► 2014 (38)
- ► September (1)
- ► August (1)
- ► Juli (1)
- ► Juni (2)
- ► April (6)
- ► März (5)
- ► Februar (11)
- ► Januar (11)
- ► 2013 (98)
- ► Dezember (5)
- ► November (8)
- ► Oktober (10)
- ► September (9)
- ► August (6)
- ► Juli (3)
- ► Juni (4)
- ► Mai (5)
- ► April (10)
- ► März (10)
- ► Februar (11)
- ► Januar (17)
- ► 2012 (140)
- ► Dezember (17)
- ► November (7)
- ► Oktober (16)
- ► September (10)
- ► August (10)
- ► Juli (14)
- ► Juni (10)
- ► Mai (14)
- ► April (11)
- ► März (12)
- ► Februar (11)
- ► Januar (8)
- ► 2011 (124)
- ► Dezember (7)
- ► November (7)
- ► Oktober (8)
- ► September (6)
- ► August (11)
- ► Juli (11)
- ► Juni (15)
- ► Mai (15)
- ► April (10)
- ► März (11)
- ► Februar (9)
- ► Januar (14)
- ► 2010 (100)
- ► Dezember (10)
- ► November (9)
- ► Oktober (11)
- ► September (10)
- ► August (11)
- ► Juli (6)
- ► Juni (12)
- ► Mai (10)
- ► April (7)
- ► März (6)
- ► Februar (5)
- ► Januar (3)
Hier lese ich gerne mit
Beliebte Beiträge
Template Created By : ThemeXpose | Distributed By Gooyaabi Templates. All Rights Reserved.
Kobo Rakuten
Your first audiobook is free!
What is Kobo Super Points?
A loyalty program that rewards you for your love of reading.
Reward Yourself
Browse titles you can get with points.
More titles to consider
Shopping Cart
You're getting the VIP treatment!
With the purchase of Kobo VIP Membership, you're getting 10% off and 2x Kobo Super Points on eligible items.
Your Shopping Cart is empty
There are currently no items in your Shopping Cart.
-
0) ? 'block' : 'none' >">
Narrated by ,
Narrated by ,
- Preview now
- Preview saved
- Save Preview
- View Synopsis
Jeder Tag ist Muttertag
by Hilary Mantel
Buy the eBook
You'll see how many points you'll earn before checking out. We'll award them after completing your purchase.
Unavailable in Russia
This item can't be purchased in Russia . Shop from Russia to see titles available to you.
See if you have enough points for this item. Sign in
You'll see how many points you'll earn before checking out. We'll award them after completing your purchase.
Unavailable in Russia
This item can't be purchased in Russia . Shop from Russia to see titles available to you.
See if you have enough points for this item. Sign in
More By This Author
Im Vollbesitz des eigenen Wahns
Von Geist und Geistern
Die Ermordung Margaret Thatchers
Der riesige O'Brien
Overall rating
Be the first to review this book!
You've already shared your review for this item. Thanks!
We are currently reviewing your submission. Thanks!
Complete your review
Jeder Tag ist Muttertag
by Hilary Mantel
Share your thoughts
Complete your review
Tell readers what you thought by rating and reviewing this book.
You Rated it *
Please make sure to choose a rating
Add a review
How to write a great review
- Say what you liked best and least
- Describe the author's style
- Explain the rating you gave
- Use rude and profane language
- Include any personal information
- Mention spoilers or the book's price
- Recap the plot
( 0 ) 50 characters minimum
The review must be at least 50 characters long.
The title should be at least 4 characters long.
Display Name *
Your display name should be at least 2 characters long.
Report a review
At Kobo, we try to ensure that published reviews do not contain rude or profane language, spoilers, or any of our reviewer's personal information.
Would you like us to take another look at this review?
No, cancel Yes, report it
You've successfully reported this review. We appreciate your feedback.
Jeder Tag ist Muttertag
by Hilary Mantel
Thanks for Sharing!
You submitted the following rating and review. We'll publish them on our site once we've reviewed them.
by on November 18, 2017
eBook Details
- DuMont Buchverlag, April 2016
- Imprint: DuMont Buchverlag
- ISBN: 9783832189037
- Language: German
- Download options: EPUB 2 (Adobe DRM)
You can read this item using any of the following Kobo apps and devices:
All about Rakuten Kobo
Opportunities
Stay Connected
Stay up to date on the latest Rakuten Kobo news, deals and events
Hilary mantel jeder tag ist muttertag
Dieses Produkt existiert nicht mehr.
Bitte entschuldigen Sie den Fehler.
Um zur Homepage zurückzukehren, klicken Sie bitte hier.
Durchsuchen Sie doch unsere Produktauswahl
Newsletter abonnieren und € 5,95 Gutschein erhalten
Melden Sie sich für unseren monatlichen Newsletter an und erfahren Sie als Erster von Angeboten und Aktionen!
Bekannt aus der Presse
Partner in Attendorn
- nur von lokalen Händlern mit Laden
- mind. 14 tägiges Widerrufsrecht
- sichere Datenübertragung mit SSL
- Server in Deutschland
- Datenschutz
Alle Preise inkl. der gesetzl. MwSt. Die durchgestrichenen Preise entsprechen dem bisherigen Preis auf atalanda bzw. im stationären Geschäft.
Mantel, Hilary: Jeder Tag ist Muttertag
Rezension Hilary Mantel – Jeder Tag ist Muttertag
Längst haben es die Nachbarn aufgegeben, mit Evelyn und Muriel Axon Kontakt zu pflegen. Das ist Evelyn, die früher gelegentlich als Medium arbeitete und sich von Geistern verfolgt fühlt, nur recht. Zusammen mit ihrer Tochter verbarrikadiert sie sich in ihrem Haus, das mehr und mehr verfällt. Mit den Sozialarbeitern, die ihre geistig behinderte Tochter fördern wollen, wird sie schnell fertig. Aber wie soll sie mit Muriels Schwangerschaft und dem Kind, wenn es denn mal da ist, umgehen?
Isabel Field ist als neue Sozialarbeiterin davon überzeugt, den Widerstand der Axon-Damen zu brechen. Sie ist ähnlich verbissen und starrköpfig wie Evelyn. Und hat ebenso viele Probleme: einen sexuell sehr aktiven Vater, der seine Eroberungen in den Waschsalons der Kleinstadt macht, und einen schwärmerischen, aber angstgetriebenen Liebhaber, Colin Sidney, der Abendklassen besucht, um seiner dominanten Frau zu entkommen.
Wäre da noch Muriel. Sie scheint ganz offensichtlich ein eigenes Leben zu haben, von dem weder ihre Mutter noch die Sozialarbeiter etwas ahnen. Und man fragt sich, ob Muriel wirklich so behindert ist, wie alle glauben.
Dieses Buch hatte ich schon länger auf dem Radar und nachdem mich kürzlich Im Vollbesitz des eigenen Wahns erreichte, musste dieser Roman doch noch bei mir einziehen, denn Im Vollbesitz des eigenen Wahnsinns baut auf Jeder Tag ist Muttertag auf. Und da ich es hasse, Fortsetzungen oder -führungen zu lesen, ohne den ersten Teil zu kennen, musste die Lücke schnellstens geschlossen werden.
Und so tauchte ich in die 1970er Jahre in Großbritannien ein und lernte Muriel und ihre Mutter Evelyn kennen. Diese verlassen so gut wie nie das Haus, denn Evelyn fühlt sich von Geistern und anderen Spukgestalten verfolgt und bedroht, machen diese doch das Haus unsicher. Muriel selber scheint etwas zurückgeblieben zu sein und erduldet den Wahnsinn der Mutter stoisch. Die Nachbarn finden die zwei zwar etwas absonderlich, aber was soll man sich da groß drum kümmern, schließlich ist das Sozialamt ja schon an dem Fall dran. Erschreckend ist, wie oft die Akte der Familie immer weitergereicht, verloren und unbearbeitet blieb. Nun ist eine neue Kraft auf den Fall angesetzt worden, doch auch bei ihr taut Evelyn nicht auf und will keine Einmischung in ihr Leben. Denn was keiner erfahren soll ist, dass Muriel schwanger ist.
Uiuiui, dieser Roman hält wahnsinnig krasse Charaktere bereit. Muriel ist von Geburt an vernachlässigt worden, Evelyn steckt in einer Paranoia fest, die nie festgestellt und behandelt wurde, jeder will sein eigenes Ding hier durchziehen und keiner hat Bock, sich den schwarzen Peter zuschieben zu lassen. Hilary Mantels Figuren sind komplex und treffen einen Nerv. Sie polarisieren, ecken an und zeigen der Gesellschaft ihre Schwachstellen. Ihre Protagonisten hat Mantel schonungslos skizziert und scheut sich nicht, dem einen oder anderen damit einen Spiegel vorzuhalten.
Erzählt wird der Roman in der dritten Person und die Sichtweise wechselt zwischen den verschiedensten Protagonisten. Dabei scheinen die Handlungen manchmal auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben, verknüpfen sich aber nach und nach, um dann am Ende das große Finale einzuläuten. Die Kapitel sind zuweilen recht lang. Da die Handlung aber so spannend ist und die Erzählweise, übersetzt von Werner Löcher-Lawrence, sehr einnehmend ist, hat das Buch durchaus Pageturner-Qualitäten.
Sprachlich ist der Roman wirklich fesselnd und der Spannungsaufbau gut gelungen, denn einmal mit dem Roman angefangen, konnte ich damit nicht mehr aufhören. Allerdings schwang ein wenig Enttäuschung beim Lesen mit, denn Aufgrund der im Vorfeld vernommenen Vielzahl an Lobpreisungen für diesen Roman, habe ich hier eine andere Herangehensweise erwartet, mit viel mehr Zündstoff und Konfliktmaterial zwischen der Sozialarbeiterin Isabel und Evelyn. Rückblickend, ein paar Tage nach Beenden des Romans, muss ich sagen, dass Frau Mantel es realistisch gelöst hat und damit eigentlich die Dramaturgie noch extremer dargestellt hat. Das zeigt schon, wie viel Stoff zum Nachdenken dieses Buch hinterlässt.
Grundsätzlich ist die Geschichte abgeschlossen, trotzdem bleiben noch einige offene Fragen am Ende und ich bin froh, dass es mit Im Vollbesitz des eigenen Wahns weitergehen wird. Denn bei aller Spannung und Dramaturgie blieb mir Muriels Rolle noch zu vage im Roman.
Meine Erwartungen waren vielleicht ein wenig zu hoch für dieses Buch oder ich bin mit den falschen Vorstellungen herangegangen, denn Jeder Tag ist Muttertag hat mich etwas zwiegespalten zurück gelassen. Nichtsdestotrotz hat das Buch mich gefesselt und schockiert und verdammt ja, ich will wissen, wie es weitergeht, denn da bleibt noch einiges Offen und zu klären. Außerdem bietet das Buch, auch wenn es schon 30 Jahre alt ist, immer noch sehr aktuelle Themen und ordentlich Diskussionsmaterial.
Von mir gibt es 3,5 von 5 Punkten.
Комментариев нет:
Отправить комментарий