пятница, 15 декабря 2017 г.

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Hilary Mantel: "Jeder Tag ist Muttertag" Schauergeschichte mit bösem Humor

Hilary Mantel hat sich vor allem mit Romanen aus der Zeit der Tudors einen Namen gemacht. Nun erscheint "Jeder Tag ist Muttertag" auf Deutsch, ihr mehr als 30 Jahre altes Debüt. Aber auch dieser Roman zeigt eine Qualität, die Mantels Werke auszeichnet: ein leiser und böser Humor.

Schon mit dem kurzen, ersten Absatz in Hilary Mantels Roman "Jeder Tag ist Muttertag" bekommt man zwei Ungeheuerlichkeiten serviert: Eine Mutter schaut ohne jedes Mitgefühl auf ihre Tochter, und die lacht sich kaputt, als ein alter Mann auf der Straße stürzt und sich die Hüfte bricht.

Mit diesem Roman-Debüt hat sich Hilary Mantel vor über 30 Jahren in der Literatur vorgestellt. Der große Ruhm der britischen Autorin kam erst 20 Jahre später, mit gleich zwei Booker-Preisen für ihre Romane aus der Zeit der Tudors und vielen anderen Ehrungen für die inzwischen in den Adelsstand erhobene Autorin.

Eine Mutter schaut ohne Mitgefühl auf ihre Tochter

Hilary Mantel ist heute eine der wichtigsten Stimmen in der englischsprachigen Literatur, nach und nach erscheinen ihre Bücher nun auch auf Deutsch. Ihr erster Roman zeigt eine Qualität, die sich durch viele Werke von Hilary Mantel zieht: ein leiser, in aller Ruhe ausgespielter, durchdringend böser Humor. Hier platziert sie den vor allem bei Evelyn Axon und ihrer Tochter Muriel, die beide ein ganz eigenes Verhältnis zu Welt pflegen.

Die verwitwete Evelyn hat sich früher als Medium betätigt und Kontakt zu den Geistern Verstorbener hergestellt. Ihr scheint nun aber die Kontrolle über die jenseitige Welt entglitten zu sein, sie ist überzeugt, dass ihr Haus von Höllenwesen bewohnt ist, die sich immer stärker in ihr Leben drängen.

Ihre Tochter Muriel ist Anfang 30, sie gilt als geistig zurückgeblieben und ist sehr geschickt darin, diesen Eindruck aufrechtzuerhalten. Als Leser bekommt man allerdings immer mehr Hinweise darauf, dass die Höllenwesen in Evelyns Haus von Muriel gesteuert werden, um die Mutter auf perfide Art zu quälen und unter Kontrolle zu halten.

"Vacant Possession" hoffentlich auch bald auf Deutsch

Isabel Field wiederum hat eine Affäre mit einem verheirateten Lehrer, einem so feigen wie lebensängstlichen wie selbstmitleidigen Mann, der ähnlich in sich eingesperrt scheint wie Evelyn und Muriel in ihrem Geisterhaus. Von diesem Haus breitet sich eine Atmosphäre panischen Grusels in das englische Vorortleben des Romans aus, in die Weihnachtsfeste und Stoffserviettendebatten und Diner Partys der umliegenden Häuser. Man fürchtet immer stärker, und zu Recht, dass es hier auch Tote geben wird.

Nur ein Jahr nach "Jeder Tag ist Muttertag", 1986, hat Hilary Mantel eine Fortsetzung des Romans mit dem gleichen Personal veröffentlicht, unter dem Titel "Vacant Possession". Hoffentlich gibt es bald auch von diesem Roman eine deutsche Fassung, so dass man diese sehr überzeugende britische Erneuerung des Schauerromans weiterverfolgen kann.

Hilary Mantel: Jeder Tag ist Muttertag

aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence,

DuMont-Verlag, Köln 2016, 256 Seiten, 22,99 Euro

Mehr zum Thema

(Deutschlandfunk, Büchermarkt, 07.07.2015)

(Deutschlandradio Kultur, Buchkritik, 21.02.2015)

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Gedachtes, Erlebtes, Erzähltes …

Jeder Tag ist Muttertag

So viele Festtage im Jahr … und jeder Tag ist ein Muttertag

Die Eltern von Pia und Pit sind für ein paar Monate beruflich verreist und die Geschwister wohnen bei Oma und Opa. Auch den Muttertag werden sie ohne Mama feiern.

„Machen wir ein großes Fest für Oma?“, fragt Pia ein paar Tage vor dem Muttertagssonntag.

„Was für ein Fest?“ Opa sieht Pia und Pit verdutzt an. Dann zieht er sein Smartphone aus der Hosentasche und tippt in die Tasten. „Sagt bloß, ich habe nicht an Omas Geburtstag gedacht? Oh je, das kann doch nicht wahr sein. Hier. Mai. Mai! Mai? Wo steht das mit dem Fest und dem Geburtstag?“

„Was für ein Geburtstag?“, fragt Pit und Pia ruft schnell:

„Oma hat doch im Sommer Geburtstag und nicht zum Muttertag.“

Opa atmet erleichtert auf. „Stimmt. Wie konnte ich das bloß vergessen?“ Er blickt wieder aufs Smartphone. „Genau. Da steht es. Oma hat am 27. Juni Geburtstag und das kann ich mir auch leicht merken. Der 27. Juni ist nämlich der Siebenschläfertag und diesen Tag vergisst man nicht so leicht.“

„Hättest du ihn denn vergessen, wenn es nicht dieser Siebenschläfertag wäre?“, erkundigt sich Pia.

„Nein, natürlich nicht.“ Opa lacht auf. „Niemals könnte ich den Geburtstag eurer Großmutter vergessen. Es ist ja auch ein wichtiger Tag.“

„Stimmt“, sagt Pit. „Ohne Geburtstag gäbe es keine Oma und ohne Oma gäbe es uns nicht. Stimmt’s?“

„Stimmt“, sagt Opa.

„Aber warum suchst du Omas Geburtstag dann in deinem Smartphone-Kalender?“, will Pia dennoch wissen.

Opa grinst. „Sicher ist sicher. Nicht auszudenken, ich vergäße einen der vielen Familienfesttage. Das würde mir gar nicht gefallen.“

„Und Oma auch nicht“, sagt Pit und Pia muss lachen. Sie stellt sich vor, wie empört Oma dreinblicken würde, wenn Opa ein wichtiges Fest vergäße. Und empört blicken kann Oma besonders gut. Irgendwie zum Fürchten sieht das nämlich aus.

Auch Opa muss wohl gerade Ähnliches denken, denn er fügt schnell hinzu:

„Unseren Hochzeitstag weiß ich auch auswendig. Er ist im April und leicht zu merken. Er ist am vierten April, dem viertenvierten, und wir haben ihn neulich erst gefeiert. Ha! Das sind die zwei wichtigsten Festtage im Jahr. Omas Geburtstag und unser Hochzeitstag. Niemals dürfte, äh, würde ich sie vergessen. Niemals.“

Er reibt sich die Hände und grinst. Dann stutzt er.

„Welches Fest aber war nun im Mai? Helft ihr mir auf die Sprünge? Welchen Festtag sucht ihr.“

„Auch ein Festtag für Oma“, sagt Pit. „Rate!“

Opa wird blass. „N-n-noch ein Festtag? W-w-welchen denn?“

„Muttertag?“, rufen Pia und Pit da wie aus einem Mund. „Am zweiten Maisonntag ist Muttertag“

Und Pia ergänzt: „Oma ist nicht nur eine Oma. Nein, sie ist auch eine Mutter. Mamas Mutter, und das müssen wir ganz toll feiern.“

„Und in diesem Jahr feiern wir ihn noch mehr als sonst“, sagt Pit. „Weil Mama nicht da sein kann. Deshalb können wir nicht Mamas Muttertag und Mama kann nicht Omas Muttertag feiern.“

„M-m-muttertag?“ Opa stammelt schon wieder und er wird noch ein Stückchen blasser um die Nase. „D-d-den feiern wir nie. Oma mag das nicht und ich …“

„Stimmt“, sagt Oma, die ins Zimmer gekommen ist und das mit dem Muttertagsfest mitgehört hat. „Jeder Tag im Jahr ist Muttertag.“

„Und jeder Tag im Jahr ist auch Omatag“, ergänzt Pia.

„Genau. So ist das und nicht anders möchte ich es haben.“ Oma nickt zufrieden.

Auch Pit nickt zufrieden. „Fein“, sagt er. „Dann lass uns gleich mit dem Feiern anfangen. Spendierst du uns eine Pizza, Opa?“

„Pizza? Äh? Spenden? Warum?“

„Weil jeder Tag Omatag ist und an einem Omatag muss sich keiner mit Kochen stressen. Darum.“

„Äh …“ Opa sucht nach einer Antwort, doch dann hält er es doch für klüger, nichts weiter zu sagen. Es ist ja auch alles gesagt.

Geschichten zum Muttertag findest du hier

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4 Gedanken zu “Jeder Tag ist Muttertag”

Juhu! Pia&Pit sind wieder da! 😊

Elke Obrecht sagte:

Hallo, habe mit Freude die Geschichte über den Muttertag gelesen. Muss aber etwas korrigieren, nicht dass manche denken, sie hätten den Muttertag vergessen.

Muttertag ist immer der 2. Sonntag im Mai.

Aber ganz tolle Geschichte und werde auch weiter gerne die Geschichten lesen.

Vielen vielen Dank für die Korrektur. Nun haben bereits weit über 4000 Besucher diese Geschichte angeklickt und keiner hat etwas bisher etwas gesagt … oder den Fehler gar überlesen, so wie ich selbst. Umso froher bin ich jetzt über Ihren Korrekturvermerk. Danke.

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Jeder Tag ist Muttertag

by Hilary Mantel

Isabel Field ist die neueste Sozialarbeiterin, die den Widerstand der Axon-Damen brechen will. Sie ist ähnlich verbissen und starrköpfig wie Evelyn. Und hat ebenso viele Probleme: einen sexuell sehr aktiven Vater, der seine Eroberungen in den Waschsalons der Kleinstadt macht, und einen schwärmerischen, aber angstgetriebenen Liebhaber, Colin Sydney, der Abendklassen besucht, um seiner dominanten Frau zu entkommen.

Wäre da noch Muriel. Sie scheint ganz offensichtlich ein eigenes Leben zu haben, von dem weder ihre Mutter noch die Sozialarbeiter etwas ahnen. Und man fragt sich, ob Muriel wirklich so behindert ist, wie alle glauben. Less

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So bitchy sind nur Verwandte

Am Sonntag ist Muttertag - aber dieses Geschenk wäre gewagt: In ihrem endlich auf Deutsch erschienen Romanerstling beschreibt Hilary Mantel die Schrecken des Familienalltags und zwar eiskalt.

Englische Kleinstadt in den Siebzigern

(Jahrgang 1978) ist freie Journalistin in Berlin.

Und am Ende, an einem dieser öden, klammen Wintermorgen, wird das Baby wie Moses in einen Pappkarton gepackt und in einen schmierigen Kanal, naja, geschubst. Mutter und Tochter stehen daneben im Morast und "sahen zu, wie sich der Karton voll Wasser saugte und kippte."

Da liest man ein Buch über zwei Familien, bei den Sidneys bröselt die Ehe, bei den Axons kümmert sich die Witwe um ihre als autistisch skizzierte Tochter Muriel, die obendrein schwanger ist. Und als dann jene Säuglings-Versenk-Szene kommt, ganz sachlich, wie nebenher, scheint einem als Leser nichts daran erstaunlich. Ja, mei.

Die Freudlosigkeit zieht in diesem Roman wie Nebel in jede Ritze. Wer mit Hilary Mantels herrlich elendem Roman "Jeder Tag ist Muttertag" fertig ist, wird bei dieser Mutti-Phrase fortan nur noch grinsen und denken: Hallo, Sarkasmus! Hier wird nicht gescheitert, hier gibt man gleich auf, mit einem matten "Mir egal". Hat je eine Geschichte den Hashtag #regrettingmotherhood verdient, dann diese. Und das Jahrzehnte vor der Debatte von und über Mütter, die sich mit breitem Kreuz hinstellen und erklären, dass das mit dem Kinderkriegen vielleicht nicht die beste Idee ihres Lebens war.

Autorin Hilary Mantel

Denn "Jeder Tag ist Muttertag" liegt zwar erst jetzt erstmals, endlich!, auf Deutsch vor - erschien aber bereits 1985. Die Story spielt Mitte der Siebzigerjahre in einer bedrückenden englischen Kleinstadt, als es für Ehefrauen Usus war, keinen eigenen Penny im Portemonnaie zu haben. Ja, Mantels Debüt war kein historischer Roman. Reine Strategie: Denn, so erzählte die 63-Jährige einmal in einem Interview, ihren Erstling, einen Trumm über die Französische Revolution, wollte kein Verlag. Also musste zunächst was aus dem Hier und Jetzt her.

So entstand aus Mantels Erlebnissen als Sozialarbeiterin der Mikrokosmos von zwei einander sacht touchierenden Familien: Die Sozialarbeiterinnen, die beim dysfunktionalen Mutter-Tochter-Duo Axon vorbeischauen, bilden den Rhythmus der Story. Eine davon fängt eine Affäre mit Colin Sidney an, Geschichtslehrer, Vater von drei, vier Blagen, Gatte einer Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Das Setting ist klaustrophobisch, mit einer Atmosphäre wie aus Schauerromanen: Die einen verbarrikadieren sich im Haus, die anderen im Familienkonstrukt; hier bricht die Tochter aus, dort der Mann.

Humor, der langsam die Beine hochkriecht

Dass Mantel diesen zeitgenössischen Blick hat, kann man nicht genug betonen. Die menschliche Kaputtheit des 20. Jahrhunderts in, sagen wir: Norfolk, taucht in vielen ihrer Bücher auf. Und genau vor diesem Tableau wird klar, wieso sie mit dem Genre "Historienschinken" so anders umgeht als üblich: Sie erzählt psychologische und soziale Dramen. Das Zeitalter ist da wurscht.

Wie grandios das etwa ins Mittelalter passt, merkt man am Erfolg ihrer (noch) unvollendeten Trilogie über Heinrich VIII., Thomas Cromwell und Anne Boleyn, für deren ersten beide Teile "Wölfe" und "Falken" sie 2009 und 2012 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde. Um Mantels Prestige kurz einzuordnen: Den gleich zwei Mal zu erhalten ist extrem rar (das schafften nur zwei, J. M. Coetzee und Peter Carey), fast wie der Literaturnobelpreis.

Und dann hat die BBC ihre Heinrich VIII.-Story noch zur Mini-Serie gemacht, und zwar mit Ansage: in den Hauptrollen "Homeland"-Hauptdarsteller Damian Lewis als König und der diesjährige Oscar-Gewinner Mark Rylance als Thomas Cromwell. Das wundert kaum: Nicht nur, weil sie mit einem derartig filmischen Blick erzählt, alles ist eben obendrein perfekt auf heutige Rangeleien übertragbar.

Und noch eins: Mantel ist witzig. Keine Haha-Schenkelklopfer, eher Humor, der fies langsam die Beine hochkriecht wie trockene Kälte. Jener morbide Roald-Dahl-Ton, der auch ihren ebenfalls auf Deutsch vorliegenden Kurzgeschichtenband "Die Ermordung Margaret Thatchers" prägt ("Thatcher schleuderte ihre Handtasche herum wie einen Außenbordmotor ihrer Vagina", so Mantel im "SPIEGEL"-Interview), und ihr stocknüchterner Blick auf Familien und Ehen sind bereits in ihrem Debüt nicht zu überlesen.

Am Ende ist der Widerstand weg

Ungelogen, auf jeder der 256 Seiten hält man inne und bewundert, wie Mantel die Tragikomik des ganz normal beschissenen Familienalltags seziert. Die Erbsen auf dem Boden, den Zoff über die Tannenbaumnadeln, Zeug, das verschwindet. Es ist unklar, was überwiegt beim Ertapptfühlen: die Tragik, die Komik - oder dieses leicht unheimliche Manweißnichtwas.

Präzise wie einen Hinterhalt baut Mantel diese Momente auf. So sinniert Mrs. Axon nach dem Besuch einer frisch verwitweten Nachbarin: "Es gab doch mal, überlegte Evelyn, die Sitte der Witwenverbrennung. Ihrem Verhalten nach zu urteilen schienen viele deren Abschaffung für eine ungesunde Entwicklung zu halten." Rumms!

Oder sie lässt bei einem Dialog zwischen den Sidney-Schwägerinnen jene latente Bitchiness durchschimmern, die jeder in der eigenen Verwandtschaft kennt: "'Ist schon gut', sagte Sylvia. 'Bleib nur sitzen, wenn du mir erlaubst, meinen Tisch auf meine Art abzuräumen.' - 'Ich habe doch gar nichts gesagt', protestierte Florence. - 'Nein, aber deine Blicke.'"

Hinter den Blicken, reine Vermutung: Diesen Interpretationsspielraum reizt Hilary Mantel in ihrem Schreiben komplett aus. (Spoiler: Etwa wie geistig klar Muriel Axon ist, wird in der Fortsetzung deutlich: "Im Vollbesitz des eigenen Wahns" erscheint am 17. August auf Deutsch) Und weil so viel im Ungefähren bleibt, rutschen auch Rebellion und Sich-Fügen still ineinander. "Warum ist es so verflucht dunkel?", brüllt Colin Sidney einmal, "Warum ist das Leben so ekelhaft unbequem?". Am Ende ist der Widerstand weg. Es riecht alles nach Schimmel. Nach Elend.

Jeder Tag ist Muttertag

256 Seiten, mit Lesebändchen, Originalverlag: Chatto & Windus, London 1985 , Originaltitel: Every Day Is Mother's Day

Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence i Werner Löcher-Lawrence, geboren 1956, ist als literarischer Agent und Übersetzer tätig. Zu den von ihm übersetzten Autoren zählen u. a. John Boyne, Ethan Canin, Patricia Duncker, Hisham Matar, Louis Sachar, Nathan Englander und Nathan Hill.

gebunden

  • E-Book Digital Watermarking

    * Preis inkl. MwSt. in Deutschland

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    »Ein rasanter Cocktail aus Grauen und wilder Schadenfreude« THE NEW YORK TIMES

    Längst haben es die Nachbarn aufgegeben, mit Evelyn und Muriel Axon Kontakt zu pflegen. Das ist Evelyn, die früher gelegentlich als Medium arbeitete und sich von Geistern verfolgt fühlt, nur recht. Zusammen mit ihrer Tochter verbarrikadiert sie sich in ihrem Haus, das mehr und mehr verfällt. Mit den Sozialarbeitern, die ihre geistig behinderte Tochter fördern wollen, wird sie schnell fertig. Aber wie soll sie mit Muriels Schwangerschaft und dem Kind, wenn es denn mal da ist, umgehen?

    Isabel Field ist als neue Sozialarbeiterin davon überzeugt, den Widerstand der Axon-Damen zu brechen. Sie ist ähnlich verbissen und starrköpfig wie Evelyn. Und hat ebenso viele Probleme: einen sexuell sehr aktiven Vater, der seine Eroberungen in den Waschsalons der Kleinstadt macht, und einen schwärmerischen, aber angstgetriebenen Liebhaber, Colin Sidney, der Abendklassen besucht, um seiner dominanten Frau zu entkommen.

    Wäre da noch Muriel. Sie scheint ganz offensichtlich ein eigenes Leben zu haben, von dem weder ihre Mutter noch die Sozialarbeiter etwas ahnen. Und man fragt sich, ob Muriel wirklich so behindert ist, wie alle glauben.

    Stimmen zum Buch

    »In Mantels Frühwerk trifft Sozialdrama auf Gothic Novel. Unheimlich. Unheimlich genau.«

    Die 100 besten Bücher des Jahres, LITERARISCHE WELT

    »Ungelogen, auf jeder der 256 Seiten hält man inne und bewundert, wie Mantel die Tragikomik des ganz normal beschissenen Familienalltags seziert.«

    Anne Haeming, SPIEGEL ONLINE

    »Mantels Komik ist eher bitterböse. Sie verfügt über ein hochfeines Sensorium für Rasierklingenschärfe in banalsten Bemerkungen.«

    Richard Kämmerlings, LITERARISCHE WELT

    »Dem Verstummten und Verdämmernden verhilft Hilary Mantel zur Sprache. Der Effekt ist unheimlich.«

    Patrick Bahners, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

    »Auf jeden Fall ein Gewinn.«

    Denis Scheck, DEUTSCHLANDFUNK

    »Die beiden erst jetzt übersetzten Frühwerke der gefeierten Britin verbinden wie selbstverständlich Sozialrealismus, Psychodrama, Horror und bösen Humor.«

    Richard Kämmerlings, DIE WELT

    »Das Frühwerk der ehemaligen Juristin Hilary Mantel ist herrlich bitterböse und eine Ode auf das Anderssein.«

    Anne Haeming, BRIGITTE WIR

    »[Ein] große[s] Buch, das weiß, wann es seine hochgespannt tränenlose Trauer durch rücksichtsloses Lachen entspannen muss.«

    Burkhard Müller, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

    »Mit grimmiger Wärme schildert Mantel ein Milieu, das in seiner Erstarrung keine Wünsche duldet und keine Sehnsucht nach Aufbruch. Das kommt einem auch fast 30 Jahre, nachdem es geschrieben wurde, ziemlich zeitgemäß vor.«

    Claudia Voigt, LITERATUR SPIEGEL

    »Mantels Debüt […] erzählt mit subtilem Humor von seelischer Grausamkeit und der Unfähigkeit, sich aus der Tristesse eines verkorksten Lebens zu befreien.«

    Judith Liere, STERN

    »scharfe pointierte Dialoge […] meisterhafte Szenen [. ] sehr schwarze Komödie, die sehr genau Gesellschaft beschreibt«

    Rainer Moritz, DEUTSCHLANDFUNK

    »Diese Mischung aus Spookyness und sozialem Realismus, das ist schon ziemlich großartig.«

    Ina Hartwig, 3SAT BUCHZEIT

    »Eine bitterböse schwarze Komödie.«

    »Superstar der Literatur«

    Thomas Schindler, ARD MOMA

    »Hilary Mantel entwirft mit ›Jeder Tag ist Muttertag‹ das spannungsgeladene Psychodrama einer symbiotischen Mutter-Tochter-Beziehung.«

    Ronald Pohl, DER STANDARD

    »Hilary Mantel ist heute eine der wichtigsten Stimmen in der englischsprachigen Literatur, nach und nach erscheinen ihre Bücher nun auch auf Deutsch. Ihr erster Roman zeigt eine Qualität, die sich durch viele Werke von Hilary Mantel zieht: ein leiser, in aller Ruhe ausgespielter, durchdringend böser Humor.«

    Frank Meyer, DEUTSCHLANDRADIO KULTUR

    »Richtig gut, weil auch richtig schräg. […] Bitterböse aber beißend komische Geschichte. Man sieht mit stillem Vergnügen, wie alles nur noch schlimmer wird.«

    Christine Westermann, WDR 2 BÜCHER

    »Hilary Mantel ist eine scharfsinnige Beobachterin des ganz gewöhnlichen zwischenmenschlichen Elends […] Ein kleines Meisterstückchen.«

    Ruth Fühner, HR2 KULTUR

    »Was Hilary Mantel […] kann, ist wirklich, diesen genauen, scharfen Blick einzusetzen.«

    Rainer Moritz, NDR KULTUR GEMISCHTES DOPPEL

    Hans-Dieter Fronz, MANNHEIMER MORGEN

    »Mantels Debüt steckt voller Überraschungen. Es ist vollkommen trostlos und: durch und durch brillant.«

    Silke Hellwig, WESER KURIER

    »Am Ende ist es so wie im echten Leben: Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Das Lachen bleibt einem oft im Halse stecken.«

    Simone Hoepke, KURIER

    »Gruselig, böse, gnadenlos. […] Bei Hilary Mantel gibt es keine Küchenpsychologie, keine krampfhaften Erklärungen, die Kälte in der Analyse der menschlichen Beziehungen, das Böse der Charaktere, sie werden bis zum beinahe unerträglichen Ende durchgehalten.«

    Britta Bode, BERLINER MORGENPOST

    »Hilary Mantel hat einen tiefschwarzen Humor, gespeist aus einem schrägen, manchmal bösen Blick auf die so genannte Alltags-Normalität und einem wachen Sinn für das Unheimliche und Abgründige, das dahinter rumort.«

    Sigrid Löffler, RADIO BREMEN

    »Bitterböse ist das Bild, das Hilary Mantel von dem Beziehungsgeflecht Familie zeichnet. Das zu lesen macht durchaus Spaß, zumal die Autorin eine fabelhafte Stilistin ist, die mit Sprache umzugehen weiß wie ein Koch mit seinen Messern.«

    Petra Pluwatsch, BÜCHER MAGAZIN (KSTA)

    »Hilary Mantels Debütroman erscheint nun erstmals auf Deutsch und beweist, dass die für ihre Tudor-Romane ›Wölfe‹ und ›Falken‹ preisgekrönte und in den Adelsstand erhobene britische Autorin schon 1986 eine überaus scharfsinnige Beobachterin des Zwischenmenschlichen war. Diesem Anfang wohnt in der Tat ein Zauber inne.«

    »Hilary Mantel erzählt […] mit großer Lust, mit viel Boshaftigkeit. Beim Lesen muss man immer wieder laut lachen und das Lachen bleibt einem im Halse stecken.«

    Sandra Kegel, 3SAT KULTURZEIT

    »Wut ist die Dauergefühlslage der Charaktere in jeder Tag ist Muttertag. Wut über das verpasste Leben. […] Jeder Tag ist Muttertag ist eine kurze, rasante und psychologisch ausgefeilte Geschichte über die frustrierte Sehnsucht nach Leben. Herrlich fies, erstaunlich spannend und voll teuflischen Humors.«

    Brigitte Neumann, BAYERN2 DIWAN

    »Hilary Mantels Protagonisten sind in ihrem Umfeld stets Opfer und Täter zugleich. Sie erhalten Fassaden aufrecht und schauen weg, wenn diese Fassaden zu bröckeln beginnen. Sie stellen Ansprüche, wollen aber selbst möglichst wenig geben.«

    Michael Schmitt, NZZ

    »Ihre ersten beiden Romane offenbaren ihren tiefschwarzen Humor.«

    Sigrid Löffler, FALTER

    Hilary Mantel

    Hilary Mantel, geboren 1952 in Glossop, England, war nach dem Jura-Studium in London als Sozialarbeiterin tätig. Für den Roman ›Wölfe‹ (DuMont 2010) wurde sie 2009 mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Mit ›Falken‹, dem zweiten Band der Tudor-Trilogie, gewann Hilary Mantel 2012 den Booker erneut. Bei DuMont erschienen zuletzt die Romane ›Jeder Tag ist Muttertag‹ und ›Im Vollbesitz des eigenen Wahns‹ (beide 2016).

    Jeder Tag ist Muttertag

    by Hilary Mantel

    Isabel Field ist die neueste Sozialarbeiterin, die den Widerstand der Axon-Damen brechen will. Sie ist ähnlich verbissen und starrköpfig wie Evelyn. Und hat ebenso viele Probleme: einen sexuell sehr aktiven Vater, der seine Eroberungen in den Waschsalons der Kleinstadt macht, und einen schwärmerischen, aber angstgetriebenen Liebhaber, Colin Sydney, der Abendklassen besucht, um seiner dominanten Frau zu entkommen.

    Wäre da noch Muriel. Sie scheint ganz offensichtlich ein eigenes Leben zu haben, von dem weder ihre Mutter noch die Sozialarbeiter etwas ahnen. Und man fragt sich, ob Muriel wirklich so behindert ist, wie alle glauben. Less

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    Die Buchbloggerin

    Hilary Mantel: “Jeder Tag ist Muttertag”

    Hilary Mantel ist, neben J .M.Coetzee und Peter Cary, die erste Autorin, die den wichtigsten britischen Literaturpreis, den Booker-Prize, gleich zwei Mal bekommen hat. Das erste Mal erhielt sie ihn für ihren historischen Roman “Wölfe”, das zweite Mal für den Nachfolgeband “Falken”.

    Nun ist eines ihrer Frühwerke auf Deutsch erschienen. “Jeder Tag ist Muttertag” wurde im Englischen bereits 1985 veröffentlicht und hat mich jetzt vollkommen begeistert.

    Als wäre dies nicht abnormal genug, kommt es auch vor, dass Mrs. Axon bestimmt Räume ihres eigenen Hauses nicht aufsuchen darf: Sie ist seit einiger Zeit davon überzeugt, dass ihr Haus von Geistern heimgesucht wird, die es ihr und Muriel verbieten, zum Beispiel in die Küche zu gehen, was die Nahrungmittelaufnahme von Zeit zu Zeit erschwert.

    So ganz normal sind die Bewohner dieses Hauses jedenfalls nicht und es ist daher Гјberhaupt nicht verwunderlich, dass Mrs. Axon in frГјheren Zeiten auch Seancen zur Kontaktaufnahme mit Verstorbenen angeboten hat. Inzwischen hat sie diese TГ¤tigkeit jedoch eingestellt.В

    Als sich das Sozialamt meldet, verweigert Mrs Axon den Zutritt zum Haus. Doch gegen die Auflage, dass Muriel einmal die Woche zur Tagesbetreuung die Räumlichkeiten des Sozialamtes aufsuchen muß, kann Mrs. Axon nichts machen.

    Dann passiert eines Tages etwas Unvorhergesehenes: Muriel ist schwanger. Das kann nur in den Stunden während der Tagesbetreuung passiert sein, davon ist Mrs. Axon überzeugt. Muriels Zustand gilt es nun zu verheimlichen und die einzige Möglichkeit dies zu gewährleisten ist, Muriel das Verlassen des Hauses komplett zu verbieten.

    Die Situation der Axons wird immer komplizierter und ganz langsam drängt sich einem die Frage ist, ob Muriel wirklich geistig zurückgeblieben ist, oder dies am Ende vielleicht sogar nur vortäuscht, um ihrer Mutter das Leben schwer zu machen.

    Doch dies ist nur ein Teil der Geschichte, denn des Weiteren spielen die hartnäckige Sozialarbeiterin Isabel und ihr unselbständiger Lover Colin, der vor seiner dominanten Gattin flieht, indem er ständig sinnfreie Abendkurse belegt, eine wichtige Rolle.

    Das Besondere am Personal dieses Buches ist, dass keine einzige Person Sympathien weckt. Nicht einmal mit der geistig zurГјckgebliebenen Tochter empfand ich Mitleid, denn Hilary Mantel legt sie tumb und lethargisch an.

    Mrs. Axon ist sie nur eine ungeliebte Last: “Die ersten Jahre wurden darauf verwandt, Muriel sauber zu halten und sich mit ihrer Existenz abzufinden.”

    Dies ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie bitterböse dieses Buch ist. Keiner wird hier geschont. Alleine die Art und Weise, wie der mausgraue Feigling Colin und seine Ehefrau Sylvia, die sich übrigens “ordentlich in die Toilette” übergibt, dargestellt werden, ist ganz große Kunst.

    Hilary Mantel, hat die Gabe Szenen und Menschen fein zu beobachten und direkt zu entlarven. Sie durchschaut sie alle und läßt uns direkt daran teilhaben. Da lacht das böse Leserherz, bzw. bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wie zum Beispiel, als Mrs. Axon ihrem Mann sagt, dass sie mit Muriel schwanger sei: “Er war nicht erfreut, sagte aber, zweifellos könne ein Kind dazu erzogen werden, nicht zu große Unannehmlichkeiten zu machen. Schließlich hatte er sich auch nie vorstellen können einen Hund zu besitzen und der Airdale war äußerst folgsam.” Dann jedoch zerbiss der Hund nach Muriels Geburt den Teppich und wurde sogleich abgeschafft. Leider konnte man mit dem Kind so nicht verfahren.

    Wenn man einmal all die Ironie und die sarkastischen ZГјge beiseite legt, dann bleibt ein sehr tragisches Werk Гјbrig. Eine gestГ¶rte Frau mit einer traurigen Vergangenheit, die ihre schwangere Tochter einsperrt, eine Гјberforderte Sozialarbeiterin, ein Waschlappen von einem Mann und sensationsgierige Nachbarn.

    Hilary Mantel hat selbst als Sozialarbeiterin gearbeitet und weiß, wovon sie spricht. Solche Fälle wie den der Axons gibt es wirklich.

    Das muГџ man sich immer vor Augen halten.

    Nichtsdestotrotz mußte ich während der Lektüre so oft lachen. So gibt es eine Szene, in welcher Colin und Sylvia eine Party besuchen, die einfach nicht zu toppen ist. Eine solche Ansammlung von skurrilen und fiesen Typen habe ich in der Literatur nur selten angetroffen.

    Alleine dafür hätten Hilary Mantel und ihr genialer Übersetzer Werner Löcher-Lawrence meiner Meinung nach einen weiteren Booker-Prize verdient.

    Wie es mit dem Personal des Buches weiter geht, dürfen wir übrigens im August erfahren, dann nämlich erscheint der Folgeband, der den Titel “Im Vollbesitz des eigenen Wahns” trägt.

    Ich freue mich sehr darauf.

    Гњbersetzung:В Werner LГ¶cher-Lawrence

    Die gebundene Ausgabe dieses Titels ist 2016 ebenfalls bei Dumont erschienen.

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    7 thoughts on “Hilary Mantel: “Jeder Tag ist Muttertag”

    Danke fГјr die Rezi. Ich sollte das Buch morgen bekommen. Bin gespannt.

    Friederike

    Dann wГјnsche ich Dir viel VergnГјgen!

    Das hГ¶rt sich wirklich sehr vielversprechend an! Danke fГјr den Tipp.

    Friederike

    Immer gerne, ich bin wirklich hin und weg!

    Das Buch muss ich mir sofort bestellen. Danke fГјr die Empfehlung

    Friederike

    ich bin gespannt, was Du dazu sagen wirst :).

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    Jeder Tag ist Muttertag

    Am kommenden Sonntag ist es mal wieder soweit: Muttertag.

    Mit 35 bin ich nun selbst dreifach Mama, aber ich bin auch immernoch Kind. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich in der Grundschule in Vorbereitung auf den Muttertag immer die schönsten Dinge basteln konnte und wir in der Schule ein Gedicht auswendig gelernt haben. Im Anschluss an das von mir und meiner Schwester vorbereitete Frühstück – samt selsbstgepflücktem Blumenstrauß – sind wir an diesem Festtag mittags ins Restaurant. Mutti sollte ja schließlich „frei“ haben.

    Mittlerweile hat der der Muttertag jedoch skurrile Züge angenommen. Die Werbeindustrie setzt zu Mutter- und Vatertag sehr stark auf die jeweiligen Partner als Geschenkebringer. Da ist von Apple Watch bis Halskette alles dabei.

    Aber warum? Ich will doch zum Muttertag kein Geschenk meines Partners. Mein Geburtstag ist erst im Juni. Wie viel besser ist es, wenn ich sehe, dass sich meine Kinder etwas überlegt haben! Ob in der Schule oder spontan sonntags Morgen. Egal.

    Sich einmal bewusst zu machen, was die Mama das ganze Jahr für die Kinder alles macht.

    Mit gerade 7 und 5 Jahren ist das allein schon keine einfache Aufgabe. Für die Kinder war es eben schon immer so. Und gerade bei allem Selbstverständnis der Kinder zu unserer Rollenverteilung, ist es doch dann das größte Geschenk einen dicken Muttertagskuss abzubekommen. Eine liebe Umarmung. Löwenzahn-Blumensträuße.

    Mehr wünsche ich mir nicht.

    Wer noch auf der Suche nach schönen und selbstgemachten Überraschungen ist, kann sich hier inspirieren lassen.

    Ich habe mir zu Muttertag selbst ein Geschenk gemacht – auf Notonthehighstreet gibt es wunderschöne personalisierte Dinge und ich habe mir eine Kette mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben meiner Kinder gegönnt.

    Die Kette ist schlicht aber von emotional hoher Bedeutung. Es fühlt sich gut an, meine Kinder bei mir zu tragen.

    Die Kette gibt es 3 unterschiedlichen Varianten: Rosé, Silber und Gelbgold.

    Mein Exemplar sieht so aus:

    G is for Greta. M is for Marlene. L is for Liselotte.

    Viel Spaß beim Stöbern nach eurem personalisierten Schmuckstück auf Notonthehighstreet .

    VA - Muttertag Ist Jeden Tag (2016)

    Title: Muttertag Ist Jeden Tag

    Year Of Release: 2016

    Label: COM-ES Musik GmbH

    Genre: Schlager, Pop

    Quality: Mp3 320 kbps

    Total Time: 01:01:23

    Total Size: 134 MB

    02. Britta Onnen - Mutterherz 03:21

    03. Hansl Kroenauer - Die erste Liebe (Mutterlied) 02:55

    04. Robert Jung - Mama, heut blueh'n fuer dich die Rosen 02:46

    05. Margot Hellwig - Liebe Mama 03:37

    06. Guenter Pfitzmann - In Mutter's Kueche 04:06

    07. Marcel - Aber lieben tu ich dich 03:40

    08. Otto Berliner - Ich will zu Hause bei meine Mutti 03:13

    09. Jasmin - Ein Brief zum Muttertag 03:01

    10. Die Korntaler - Wenn du noch eine Mutter hast 02:18

    11. Die Talfinken - Meine Mami 02:56

    12. Bernie - Mama 02:52

    13. Die Ginsberger Heidekinder - Jedes Kind hat eine Mutter 01:34

    14. Ann & Andy - Ein Lied, das meine Mutter sang 02:47

    15. Bernie - Mutti lach doch mal 03:30

    16. Margot Eskens - Mamatschi 03:20

    17. Robert Herchenbach - Wenn ein Mutterherz hat aufgehoert zu schlagen 03:12

    18. Margot Hellwig - Jeder Tag ist ein Muttertag 03:17

    19. Die Korntaler - Mutter, ich danke dir 03:21

    20. Ernst Mosch & seine Egerlaender Musikanten - Fuer's Muetterlein 02:20

    Premium Download: VA - Muttertag Ist Jeden Tag (2016) Fast & Anonymous

    Jeder tag ist muttertag

    Jeder Tag ist Muttertag – Hilary Mantel

    Bei „Jeder Tag ist Muttertag“ handelt es sich um den 1985 in England und 2016 in deutscher Sprache erschienen Debütroman von Hilary Mantel. Sie wurde 1952 in Glossop, England, geboren und war nach ihrem Jura-Studium in London als Sozialarbeiterin tätig. 2009 und 2012 erhielt sie den Booker-Preis, den wichtigsten britischen Literaturpreis.

    In diesem Roman befinden wir uns in England in den 1970er Jahren. Die Nachbarn haben es längst aufgegeben, mit Evelyn und Muriel Axon Kontakt zu pflegen. Das ist Evelyn, die früher als Medium arbeitete und sich nun von Geistern verfolgt fühlt, nur recht. Zusammen mit ihrer behinderten Tochter verbarrikadiert sie sich in ihrem Haus, das mehr und mehr verfällt.

    Bei aller Stumpfheit ist ihre Tochter Muriel jedoch nicht dumm. Als kleines Kind setzt sie in Nullkommanichts ein Puzzle mit der Rückseite nach oben zusammen. Mutter Evelyn liebt und versteht zwar ihre Tochter nicht, hat aber dennoch Angst sie zu verlieren. Und so wächst Muriel in brutal einengender Lieblosigkeit auf, in der die beiden Frauen sich belauern und auf ihre jeweils eigene Art bekriegen.

    „Sie öffnete den Schrank und holte ihr Frühstücksei heraus. Sie balancierte es auf der offenen Hand und erlaubte ihm, herunterzurollen und auf dem Boden zu zerschellen. Das Ergebnis war befriedigend. Evelyn machte so merkwürdige Geräusche, wenn sie sich bückte, um den Boden zu säubern. ‚Du nutzloses Stück‘, schrie sie dann.“ (S. 94)

    Mit den Sozialarbeitern, die ihre geistig behinderte Tochter fördern wollen, wird Evelyn schnell fertig. Doch dann ist Muriel, obwohl sie das Haus fast nie verlässt, plötzlich schwanger. Ihre Mutter sorgt dafür, dass kein Außenstehender etwas davon mitbekommt – auch Isabel Field nicht, die neuste Sozialarbeiterin, die beharrlicher als die vorherigen zu sein scheint. Sie ist ähnlich verbissen und starrköpfig wie Evelyn. Und hat ebenso viele Probleme: einen sexuell sehr aktiven Vater, der seine Eroberungen in den Waschsalons der Kleinstadt macht, und einen schwärmerischen, aber angstgetriebenen Liebhaber, Colin Sydney, der Abendkurse besucht, um seiner herrischen Frau zu entkommen.

    Wäre da noch Muriel. Sie scheint ganz offensichtlich ihr eigenes Leben zu haben, von dem weder ihre Mutter noch die Sozialarbeiter etwas ahnen. Und man fragt sich, ob Muriel wirklich so behindert ist, wie alle glauben.

    Hilary Mantel zeichnet unglaublich plastische Charaktere und lebendige Dialoge voller Sarkasmus und schwarzem englischen Humor. Keine ihrer Personen weckt Sympathien und selbst aufkeimendes Mitleid verfliegt schnell, doch man will unbedingt wissen, wie es weiter geht. Die Innenperspektiven von Mutter und Tochter sind verstörend und zeigen psychische Dimensionen auf, die so schaurig in ihrer Auswirkung sind, dass es zugleich berührend und entsetzlich ist. Es gibt Szenen, die mich dazu zwangen das Buch erstmal aus der Hand zu legen, weil ich sie kaum ertragen konnte. Natürlich handelt es sich hierbei um eine fiktive Geschichte, aber die lebhafte und authentische Art in der die Autorin auf der anderen Seite das hoffnungslose Familienleben und das Verhältnis des Familienvaters mit der Sozialarbeiterin schildert oder dem Leser Auszüge aus den Sozialakten präsentiert, lässt einen beim lesen so nah an der Realität sein, dass man die Befürchtung hegt, dass viel mehr möglich sein kann, als man sich nur annähernd vorstellen kann.

    Mich konnte dieses Buch fesseln und ich wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte weiter geht, da zum Schluss doch noch einzelne Fragen für mich offen blieben. Diese waren zwar nicht schwerwiegend, so dass man diesen Roman auch für sich allein stehen lassen könnte, aber ich war neugierig und habe gleich im Anschluss die Fortsetzung „Im Vollbesitz des eigenen Wahns“ gelesen.

    Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence

    Original: Every Day Is Mother’s Day, Chatto & Windus, London 1985

    Hardcover, 256 Seiten

    Verlag: Dumont Buchverlag

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    Über Yvonne

    3 Antworten zu Jeder Tag ist Muttertag – Hilary Mantel

    Ich habe mir gerade deine letzte Empfehlung „Geständnisse“ schicken lassen, und das klingt auch sehr spannend. Aufgrund des Titels hätte ich da nie hineingeschaut ……

    So geht es mir auch. Das Buch habe ich in irgendeiner Büchersendung im vergangenen Jahr entdeckt und fand die Beschreibung und Diskussion darüber so interessant, dass es auf meine Wunschliste kam. Es ist ein Buch, das ebenso wie „Geständnisse“ aus dem üblichen Rahmen fällt. Aber beide Bücher sind auch schockierend. Viel ‚Spaß‘ beim lesen 🙂

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